Ist meditieren sinnvoll

 

Meditation ist Nichtstun und dieses Nichtstun klingt banal, einfach und entspannend - fast wie Urlaub. Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft können ein wirkliches Nichtstun aber nicht länger als 5 bis 10 Minuten aushalten. Warum ist das so und was passiert nach nur 10 Minuten "Urlaub"? Wenn wir unseren Körper nicht mehr bewegen, nichts reden, nichts hören und unsere Augen geschlossen halten, verlieren wir den Kontakt zu unserer Außenwelt. Unsere rastlose Beschäftigung mit der Außenwelt kommt in kürzester Zeit zum Stillstand. Alle Sinneswahrnehmungen sind aber noch hellwach, nur bekommen sie jetzt eine neue Ausrichtung - nach Innen. Wir kommen in Kontakt mit unserem Körper und unserer Innenwelt. Aber was sollen wir hier? Hier ist doch alles bekannt und was soll da schon aufregendes passieren? Nach einer kurzen Zeit bemerken wir unser Gedankenkarussell im Kopf, unsere körperlichen "Wehwehchen" machen sich bemerkbar und wir kriegen vielleicht noch unsere Körperhaltung mit. Wenn wir nicht einschlafen und achtsam bleiben, spüren wir unseren Atem und es können auch altbekannte Emotionen auftauchen.

 

Wir werden so stark auf uns selbst zurückgeworfen, das es auch unangenehm werden kann. Da ist es ganz normal, dass wir uns davor scheuen und Meditation als Zeitverschwendung abwerten. Was soll das bringen? Diese unangenehmen inneren Vorgänge sind aber immer da, nur bemerken wir diese nicht, weil wir viel zu beschäftigt sind, um "gut drauf" zu sein. Und nur wenn wir es bemerken und nicht davor weglaufen, können wir es ändern.

 

Von unserer gesellschaftlichen Prägung gehen wir davon aus, unangenehme Dinge entweder zu ignorieren oder mit Lösungen zu beseitigen. Dann ist alles wieder schön, heil, ganz und harmonisch. Wir sagen dann, "jetzt sind wir wieder im Gleichgewicht". In der Meditation lassen wir alles so wie es gerade ist, wir nehmen alles nur wahr. Wenn alles so bleibt wie es ist, wir nichts damit machen müssen, nichts ablehnen und nicht bewerten, nur beobachten was ist, dann kann das Wunder geschehen, dass es uns nicht mehr belastet. Wir kommen aus der Identifizierung mit unseren Gedanken und den damit verbundenen Gefühlen heraus.

 

Finden wir ein Ja, zu dem was ist, können wir auch mit unangenehmen Situationen oder unerwünschten Emotionen Freundschaft schließen. Ein Nein, zu was auch immer, verschließt alle Türen. Erst mit einem Ja, kann es weiter gehen. Allein durch Bewusstsein, durch ein nicht verändern wollen was ist, geschieht bereits Veränderung - in uns. Unsere Resilienz (psychische Widerstandskraft) wird gestärkt und unser Bewusstsein geschärft.

In diesem Sinne ist Meditation auch Therapie.

 

Sind wir geübt in Meditation, bekommen wir viel leichter Zugang zu unseren inneren Vorgängen. Die Signale, die unser Körper sendet, sowie unsere emotionale Verfassung, erreichen schnell unser Bewusstsein. Damit können wir schneller auf eine Situation reagieren und gehen nicht mehr über unsere Grenzen hinaus. Demnach kann Nichtstun bzw. Meditation selbst für unseren logischen Verstand durchaus sinnvoll sein und für unsere Gesundheit einen großen Beitrag leisten.

 

Und darüber hinaus kann es sehr beglückend sein, den eigenen Körper wieder in seiner Ganzheit zu spüren. Es ist wie ein Gefühl von nach Hause kommen.